Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums ist das Potenzial von sozialem Unternehmertum noch lange noch nicht ausgeschöpft. Co-Autorin Prof. Johanna Mair unterbreitet fünf Vorschläge, wie es besser geht.
Eine Stiftung, die sich für bessere Bildungschancen einsetzt, eine NGO, die sich um die Aufforstung der Wälder kümmert oder Unternehmen, die Profite an Ihre Mitarbeiter:innen weitergeben – all das sind Beispiele aus der Sozialwirtschaft. In ihrer Studie „Unlocking the Social Economy“ untersucht eine Gruppe von Forscher:innen und Wirtschaftsexpert:innen im Auftrag der Schwab Foundation und des World Economic Forums (WEF), wie groß das Potenzial dieses Wirtschaftsbereiches genau ist. Zu den Autor:innen zählt unter anderem Johanna Mair, Professorin für Organisationen, Strategie und Leadership an der Hertie School. Sie und ihre Co-Verfasser:innen zeigen im Bericht, dass Regierungen mehr tun müssen, um die Sozialwirtschaft weltweit zu fördern.
Fünf Forderungen, um die Sozialwirtschaft zu stärken
Konkret stellen die Autor:innen fünf Forderungen auf:
1. Politische Entscheidungsträger sollen konkrete Gesetzesregelungen zur Anerkennung und Unterstützung der Sozialwirtschaft einführen.
2. Regierungen sollen mehr Anreize für Investitionen in der Sozialwirtschaft schaffen.
3. Bildung und Forschung zu Projekten und Wissensvermittlung in der Sozialwirtschaft sollen vermehrt gefördert werden.
4. Das öffentliche Beschaffungswesen soll Indikatoren zur Nachhaltigkeit und sozialen Verträglichkeit bei der Vergabe einbeziehen.
5. Regierungen und Forschungseinrichtungen sollen Statistiken zur Sozialwirtschaft erheben und zur Verfügung stellen.
Gutes tun und Geld verdienen: ein wachsender Markt für die Sozialwirtschaft
Das die Sozialwirtschaft allein in Europa bereits heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, zeigen Daten aus der Studie. „Mit 2,8 Millionen sozialwirtschaftlichen Organisationen, die 13,6 Millionen Menschen beschäftigen, unterstützt die Sozialwirtschaft in der EU schon heute benachteiligte Gruppen, fördert die nachhaltige Entwicklung und bietet eine Alternative zum traditionellen Wirtschaftsmodell“, sagt Johanna Mair, Professorin für Organisation, Strategie und Leadership an der Hertie School.
Trotz Corona- und Eurokrise sei der Sektor im letzten Jahrzehnt gewachsen. Laut der Studie stehe die Sozialwirtschaft jedoch vor Hürden, die sie am Wachstum hindern: "Begrenzte Sichtbarkeit, Fehlen eines unterstützenden Rechts- und Regulierungsrahmens, fehlende Überprüfungen und Standards, unzureichende Bereitstellung von Finanzmitteln und eingeschränkter Zugang zu Märkten – das alles sind Punkte, die Regierungen angehen sollten, um Sozialunternehmen nachhaltig zu stärken", so Mair weiter. Laut den Autor:innen haben Sozialunternehmen und Genossenschaften in den letzten Jahren Gesellschaft und Umwelt positiv beeinflusst, da sie Lösungen für Schäden an Ökosystem und sozialen Sicherungssystemen anbieten. Dies müsse verstetigt werden.
Im gesamten Markt für das sogenannte „Social Impact Investing“, bei dem es sich um Investitionen handelt, die nicht nur den Profit, sondern auch den gesellschaftlichen Nutzen einbeziehen, sehen die Autor:innen ein enormes Wachstumspotenzial. Sie zitieren dazu Zahlen des Global Impact Investing Networks, wonach dieser Markt mit einem aktuellen Volumen von 715 Milliarden US-Dollar bis 2030 auf 1,8 Billionen weltweit wachsen könnte.
Hintergrund:
Die Studie „Unlocking the Social Economy“ wurde von Prof. Johanna Mair zusammen mit Jonathan Wong, Leiter der Abteilung Technologie und Innovation der Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und den Pazifik (UNESCAP), Precious Moloi-Motsepe, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Motsepe Foundation, und François Bonnici, Direktor der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship und Leiter der Abteilung für soziale Innovation beim Weltwirtschaftsforum, verfasst. Sie skizzieren Bereiche, die Regierungen entwickeln können, um integrativere, nachhaltigere und widerstandsfähigere Gesellschaften aufzubauen.
Zur Studie "Unlocking the Social Economy.
Zum Gastbeitrag "Five ways governments can unlock a more social economy".
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Johanna Mair, Professor of Organization, Strategy and Leadership